Warum ich diesen Beruf ausübe

Trotz der vielen unterschiedlichen Gruppen, mit denen ich bisher gearbeitet habe, gibt es nach meiner Erfahrung Gemeinsamkeiten, die alle Kinder und Jugendliche eint (um nur einen Auszug aufzulisten):

  • Sie wollen gehört, gesehen und wahrgenommen werden.
  • Sie brauchen ab und zu jemanden, der ihnen „wieder auf die Sprünge hilft“.
  • Sie wollen auch in schwierigen Zeiten – wenn beispielsweise schlechte Noten oder Misserfolge in der Schule auftreten – aufgefangen und bestärkt werden, dass sie nicht dumm oder unbegabt sind.
  • Sie müssen, sollen und wollen in ihrer Individualität gefördert und gefordert werden.
  • Alle Kinder und Jugendliche, die Lernbeeinträchtigungen haben, müssen bestärkt werden, dass es sich lohnt, weiterzumachen.
  • Allen Kindern und Jugendlichen mit Lernbeeinträchtigungen muss das Verständnis entgegengebracht werden, dass sie andere Formen des Lernens brauchen, so aber genauso zum Erfolg kommen können.
  • Sie sind mit Euphorie „dabei“, wenn Lernen spielerisch und mit Spaß erfolgt.

Diese Erkenntnisse haben mich dazu geführt, mich mit bestimmten Lernschwierigkeiten intensiver zu beschäftigen und mich dahingehend auszubilden.

Was hat mich dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?

Ich selbst hatte in meiner Schullaufbahn große Schwierigkeiten in Mathematik. Aufgrund der permanenten Misserfolge und Enttäuschungen habe ich irgendwann den Satz verinnerlicht „Ich kann das eh nicht. Es ist eh egal, was ich tue. Ich werde das nie kapieren…“

Meine Selbstwirksamkeit war nicht mehr vorhanden. (Anm: Unter Selbstwirksamkeit versteht man in der Psychologie das Vertrauen in sich selbst, Hürden, Herausforderungen oder generell schwierige Situationen zu meistern). Deshalb ist es mein zusätzliches Ziel, neben der zugeschnittenen individuellen Förderungen, die Selbstwirksamkeit der Kinder zu stärken, indem ich sie mit einem Repertoire an Mechanismen auszustatten versuche, die ihnen im (Schul)-Alltag helfen und so das Vertrauen in sie selbst wiedererlangen.

Legasthene Kinder werden vielleicht keine Lektoren oder Schriftsteller (sag jedoch niemals nie…), es ist mir jedoch ein Anliegen, ihnen zu zeigen, dass sie weder dumm, faul oder krank sind und mit ein bisschen anderer Förderung ähnliche Leistungen erbringen können, wie Kinder, die keine Sinneswahrnehmungsdefizite haben.